Freitag, 18. Dezember 2015

Ein guter Rechtsanwalt - woran erkennt man einen?

Der gute Rechtsanwalt
Situationen, in welchen man einen Rechtsanwalt benötigt, kommen meist ohne Vorankündigung: Die Stoßstange des Vorausfahrenden ist eingedellt, die Klage des Nachbarn flattert ins Haus oder der Chef setzt einen vor die Tür mit einer Kündigung.
Da ist guter Rat teuer, wo guter Rat einzuholen ist. Man recherchiert im Internet nach einem Rechtsanwalt, fragt Bekannte oder schlägt in den gelben Seiten nach. Dabei wollen alle dasselbe: Einen guten und dennoch bezahlbaren Rechtsanwalt. Doch woran erkennt man einen guten Rechtsanwalt? Nun, das hängt davon ab, was man mit gut meint:

Ist teuer gut?
Die Verkäufer von Luxusartikeln machen es uns vor: Was teuer ist, muss auch gut sein. Ein Rechtsanwalt mit einem hohen Stundenhonorar ist also sein Geld wert. Warum? Wer hat das Stundenhonorar festgelegt? Eine unabhängige Rechtsanwalts-Beurteilungs-Kommission? Nein, der Rechtsanwalt -oder sein Arbeitgeber, in der Regel auch Rechtsanwalt- selbst. In den geeigneten Räumlichkeiten in einem gehobenen Stadtteil mit dem Luxuswagen vor der Tür mag eine Rechtfertigung für eine teure Kostennote zu sehen sein - doch sagt die teure Rechnung allein nichts über die  Qualität des Rechtsanwalts aus.


Ist finanziell erfolgreich gut?
Die Antwort vorab: Nein. Es sei denn, man mein gut für den Rechtsanwalt selbst. Denn er hat es verstanden, betriebswirtschaftlich intelligent vorzugehen und etwa viele Rechtsanwälte eingestellt, gute Werbung gemacht oder sich mit zählkräftiger Klientel bekannt gemacht. Das bedeutet jedoch nicht auch automatisch, dass er sich die Zeit nimmt, Ihrem Fall die hierfür angemessene Zeit zu widmen. Es könnte sogar eher das Gegenteil bedeuten. Denn Zeit ist Geld und viele Fälle in kurzer Zeit zu bearbeiten ist viel Geld.

Ist namhaft gut?
Hierzu wird in der gebotenen Kürze festgehalten, dass prominent -in keiner Branche- automatisch gleichbedeutend mit gut ist.

Ist wortreich gut?
Jeder kennt sie - die Rechtsanwälte, die viel, laut und fast schon theatralisch die Verhandlung markieren. Der Mandant sitzt stolz daneben, nickt zustimmend und lacht mit, wenn der Anwalt ironisch wird oder gar beleidigend. Doch davon lässt sich allein der Laie und keinesfalls der Richter beeindrucken. Der Richter hat selbst Jura studiert und bildet sich seine eigene Meinung. Mehr ist dazu nicht zu sagen.

Ist sympathisch gut?
Jein. Allein ein gutes Benehmen und eine nette Art macht in keinem Gebiet eine befähigte Person aus. Aber in der Regel sind uns diejenigen Personen sympathisch, die sich Zeit für uns nehmen, uns zuhören und bei welchen wir das Gefühl haben, ernst genommen zu werden. Und das ist der Schlüsselpunkt. Es hilft dem Mandanten nicht, einen Fachanwalt oder einen Anwalt mit einem Doktortitel aufzusuchen -  wenn dieser sich nicht des Falles mit dem nötigen Engagement annimmt.

Woran man einen guten Rechtsanwalt erkennt
Der Mandant kann demnach ganz allein entscheiden, welchen Rechtsanwalt er für gut hält, auch ohne Jura zu studieren. Es hilft einem nicht, beim teuersten, bekanntesten oder lautesten Rechtsanwalt zu sein, wenn er nicht den Fall ernst nimmt, den Mandanten ausreden lässt, Informationen selbständig erfragt und sich für den Fall engagiert, als wäre es sein einziges Mandat. Und solche Rechtsanwälte sind rar gesät.






Samstag, 10. Oktober 2015

Wann man juristische Begriffe "googeln" kann und wann man es besser bleiben lässt

Der Griff zum Smart-Phone ist heutzutage schneller geschehen, als eine Frage zu Ende gedacht worden ist.

Dies passiert sowohl in Fragen, die einen Selbst betreffen als auch in solchen, die Jemanden generell interessieren, also quasi der juristischen Allgemeinbildung dienen.

Früher ging man bei solchen Fragen in die Bibliothek, um (als Laie) Rechts-Ratgeber oder (als Jurist) einschlägige Fachliteratur zur Rate zu ziehen.

Heute geht das ganz anders:

Schnell sind etwa folgende Fragen in das Eingabefeld einer Suchmaschine eingetippt:
"Rückgaberecht wie lange"
"Garantie Elektrogeräte"
"Unterhalt wie hoch"
"Scheidung online"
oder gar:
"Testament Vorlage"

Im Internet sind tatsächlich viele Informationen vorzufinden zu juristischen Themen, unter anderem auf Internetauftritten von Gerichten, Seiten für Jura-Studenten oder etwa -wie hier- Blog-Seiten von Juristen.

Doch es ist hier Vorsicht geboten. Denn die vorgefundenen Informationen können aus folgenden Gründen irreleitend bzw. schlicht falsch sein:

1. Information ist veraltet
Gesetze ändern sich und die Rechtsprechung entwickelt sich ständig weiter bzw. sie ändert sich auch mal um 180 Grad.
Wenn Sie auf einer Seite ein Urteil oder einen Artikel über das gesuchte Thema vorfinden, kann es sein, dass sich die Rechtslage bereits geändert hat.
Das kann man so nicht erkennen, denn es ist ja die einzige Information, die man überhaupt vorgefunden hat. Dabei macht es keinen Unterschied, ob man eine oder mehrere Internetseiten zur Rate zieht. Denn es können Mehrere etwas über die (veraltete) Thematik veröffentlicht haben.
Mit einer Information, die keine Gültigkeit mehr hat, kommen Sie jedoch nicht weit.

2. Information ist irreführend
Häufig bloggen Juristen über bestimmte Themen, die sie auch schwerpunktmäßig berufsmäßig behandeln. Dabei legen sich viele Kanzleien fest auf die Vertretung einer von sich in der Regel gegenüberstehenden Parteien, etwa auf eine Partei von Arbeitnehmer-Arbeitgeber, Verbraucher-Unternehmer etc.
Dies kann aus mehreren Gründen sehr sinnvoll sein.
Doch ist Vorsicht geboten, wenn auf solchen Internetauftritten Rechtsansichten verbreitet oder Urteile veröffentlicht werden.
Denn der Verfasser ist in der Regel geneigt, die für seine Klientel vorteilhafte Rechtsansicht zu vertreten (was zu seinen Berufspflichten gehört) und die seine Meinung untermauernden Urteile zu veröffentlichen.
Dies bedeutet jedoch nicht, dass damit die herrschende Meinung wiedergegeben worden ist.
Ihnen ist demnach nicht geholfen, wenn Sie etwas über eine Rechtsansicht lesen, die sie zwar in Ihrer Rechtsproblematik unterstützt, jedoch vor keinem Gericht stand halten würde, weil es lediglich eine Mindermeinung darstellt.

3. Information ist fehlerhaft
Es gibt Nichtjuristen und Juristen, die schlicht eine falsche Information verbreiten.
Wer sich etwas näher mit Jura befasst hat, weiss, dass Recht keinen Anspruch hat auf logische Nachvollziehbarkeit, geschweige denn auf gesunden Menschenverstand. Man hat demnach in der Regel keine Handhabe, um falsche Informationen zu erkennen.

Wann ist die Suchmaschine zu empfehlen?

1. Gesetzestext
Es sind mehrere Seiten vorzufinden, die Gesetzestexte wiedergeben. Das Gesetz zu lesen gibt einem oft eine erste Orientierung in einem rechtlichen Thema.
Dabei sollte immer darauf geachtet werden, dass es sich um eine aktuelle Fassung des Gesetzestextes handelt. Dies lässt sich anhand eines Vergleichs mit mehreren Webseiten klären. Insbesondere offizielle Seiten, wie etwa die der Bundesregierung,  pflegen stets aktuelle Gesetzestexte anzubieten.

2. Einführung in ein Rechtsgebiet
An den Grundpfeilern des Rechts ändert sich in der Regel nicht oder nicht viel, das dessen Wesen ausmacht. Eine generelle Einführung in Begriffe wie etwa öffentliches Recht, Zivilrecht, Grundrechte etc. kann bedenkenlos, wenn man zudem mehrere Texte miteinander vergleicht, vorgenommen werden.

Bei allem, was darüber hinausgeht, ist Vorsicht geboten!